Donnerstag, 9. Oktober 2008

short verbot

Ich bin persönlich auch gegen dieses short verbot und kann den nutzen dahinter auch nicht finden.
Aber es scheint ja schon ein altes Problem zu sein.

Die Ereignisse in der seit mehr als einem Jahr andauernden Finanzkrise überschlagen sich seit wenigen Wochen förmlich - der scheinbar gut funktionierende US-Finanzmarkt ist fast zusammengebrochen, in Europa geht das Bangen um die Bankenwelt um.

Doch gerade in dieser Situation lohnt ein Blick in die Vergangenheit - denn vieles wiederholt sich offenbar in regelmäßigen Abständen, teilweise bis ins Detail.


Beliebter Sündenbock
So wundert sich ein Artikel der "New York Times" ("NYT") darüber, dass in Zeiten von Finanzkrisen die Praxis des Leerverkaufs von Wertpapieren, bei der Investoren auf fallende Kurse setzen, wie das Amen im Gebet für schwere Turbulenzen an der Börse verantwortlich gemacht werde.


Das Interessante daran: Der "NYT"-Leitartikel erschien am 18. Oktober 1930, also mitten in der große Wirtschaftskrise des vergangenen Jahrhunderts. Und darin wird - beinahe schon ein Treppenwitz - an die Krise von 1907 erinnert, in der ebenfalls das Short Selling als Sündenbock herhalten habe müssen.


In seinem Wirtschaftsblog The Big Picture betont Barry Ritholtz zu Recht, dass man nur die Namen austauschen müsse - und man würde meinen, der Artikel sei im September 2008 erschienen.


Short Seller im Visier
In dem Leitartikel wirft sich die "NYT" vehement gegen die Forderungen nach einem Verbot von Leerverkäufen in die Bresche. Zitiert wurde darin unter anderem die Börsenbehörde, die demnach sagte, dass das absichtliche Streuen von Gerüchten natürlich scharf geahndet werden müsse.


Gleichzeitig warnten sie davor, dass ein Verbot von Leerverkäufen zur "Zerstörung des Marktes" führen könnte. Der Preis dafür, dass man durch ein Totalverbot den Missbrauch einiger weniger unterbinde, sei "auf jeden Fall zu hoch".


"Verheerende Folgen"
Der "New York Times"-Artikel verweist darauf, dass der Börsenkurs durch geborgtes Geld nach oben getrieben wird, das Short Selling sei das nötige Pendant. "Beide Praktiken sind offen für Missbrauch." Doch das Hochtreiben von Preisen werde von der Öffentlichkeit oft nicht richtig wahrgenommen, "obwohl seine verheerenden Folgen für jeden, der sich an 1929 erinnert, offensichtlich sein sollten".


Und dann wird an die Krise von 1907 erinnert. Auch damals sei nach der "Unterdrückung" von Leerverkäufen gerufen worden. Ein damals eingesetztes Expertenkomitee sei 1909 jedoch einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass die größte Gefahr für Börsen vom "pyramidenartigen Spekulieren" auf steigende Kurse ausgehe - also eben nicht von den auf fallende Kurse setzenden Baisse-Spekulanten, sondern von den Hausse-Spekulanten.


Aufschlussreicher Bericht von 1909
Leerverkäufe dagegen wurden als wichtiges Korrektiv im Börsengeschehen verstanden. Und die "New York Times" von 1930 zitiert zum Abschluss aus dem Expertenbericht von 1909:


"Wir wurden heftig gedrängt, uns für ein Verbot oder eine Beschränkung von Short Sales auszusprechen, nicht nur mit dem Argument, es sei falsch, etwas zu verkaufen, was man nicht besitzt, sondern mit jenem, dass solche Verkäufe den Preis der betroffenen Wertpapiere mindern würden. Wir glauben nicht, dass es falsch ist, mit etwas zu handeln, das man noch nicht besitzt, aber erwartet, später zu besitzen. Verkaufsverträge und spätere Lieferung von Eigentum, das man zu dem Zeitpunkt nicht besitzt, sind gang und gäbe bei allen möglichen Geschäften."


"Wenn jemand etwas leer verkauft hat, muss er es irgendwann zurückkaufen, um die Ware wieder zurückzugeben, die er sich ausgeborgt hat. Leerverkäufer versuchen, Zeiten zu wählen, zu denen der Preis hoch scheint, und Zeiten zum Kauf, wenn der Preis niedrig ist. Beides hilft dabei, den Anstieg und den Fall von Preisen abzufedern."


Nichts verändert
Doch auch 99 Jahre später hat sich nichts geändert: Denn für das Aus der Investmentbanken an der Wall Street werden wieder die Baisse-Spekulanten verantwortlich gemacht.


Suche nach Schuldigem
So wie damals ertönt auch jetzt seit Wochen immer stärker der Ruf nach einem Verbot von Leerverkäufen. In einer ganzen Reihe von Ländern - darunter die USA, Großbritannien, Deutschland, Australien und Russland - wurde zuletzt Short Selling zeitlich befristet eingeschränkt oder völlig verboten.


Nun hat auch die österreichische Regierung - hierzulande war der Leerverkauf bisher nicht geregelt - ein Verbot beschlossen.


Vor allem der Konkurs von Lehman Brothers und der Beinahe-Kollaps von Morgan Stanley und des Versicherungsgiganten AIG hatten die Kritik an Short Sellern massiv angeheizt.


Verweis auf Spekulanten
Die betroffenen Unternehmen machten die Wetten darauf, dass die Börsenwerte dieser Finanzinstitute massiv fallen würden, für ihre Probleme verantwortlich. Diese Spekulationen würden sie binnen Tagen in die Zahlungsunfähigkeit treiben, beklagten sie.


Meldungen über eine drohende Zahlungsunfähigkeit hätten diese erst herbeigeführt, wurde mehrfach im Nachhinein behauptet.


Selbst mit Leerverkäufen verdient
Dass sie sich durch ihre hochriskanten Geschäfte mit verpackten faulen Hypothekarkrediten erst angreifbar machten, wurde dagegeen wohlweislichnicht erwähnt.


Und dass die Banken selbst das Short Selling intensiv betreiben, verschweigen sie nun ebenfalls dezent. Dabei hatten seit Jahren immer wieder prominente Experten und Investoren eindringlich davor gewarnt.


"Finanzielle Massenvernichtungswaffen"
Der US-Milliardär Warren Buffett hatte bereits 2003 vor den möglichen katastrophalen Folgen für die Weltwirtschaft gewarnt. Derivative, die der Auslöser der aktuellen Finanzkrise sind, seien "finanzielle Massenvernichtungswaffen". Buffett zog sich bereits 2003 aus diesem Markt zurück, nachdem er selbst einen Milliardenverlust hinnehmen musste.



nachfolgend noch die links zum orf-artikel sowie jene seite, die darüber bereits im september berichtet hat....


http://orf.at/080924-29827/index.html


http://bigpicture.typepad.com/comments/2008/09/short-selling-o.html

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