Sonntag, 16. November 2008

Mein Tradingplan Teil 4

Risikomanagement durch Festlegung der Positionsgröße

Das Risiko eines Trades beträgt nicht mehr als max. 0,5% des zur Verfügung stehenden Kapitals. In der Lernphase beträgt das Risiko ca. 0.1% des Kapitals und wird nach Erreichen bestimmter statistischer Parameter sukzessive bis auf 0,5% erhöht. Um das Ganze etwas anschaulicher zu machen gehen wir von einem Kapital von $50.000 aus. Das Risiko wäre dann bei 0,1% $50. Nachdem der Einstieg geplant ist, wird nach einem geeigneten Stopp gesucht. Unter der Annahme, dass der Stopp 25 Ticks vom Einstieg entfernt ist, ergibt sich damit: $50/25Ticks =$2/Tick. Daraus ergibt sich eine Positionsgröße beim SPY von 200 Stück.

Stopp in Ticks, Risiko in Dollar, Anzahl in Stück (Näherungswerte)

Zu beachten ist hierbei, dass man bei kleinem Stopp und 'großem Risiko' schnell den zur Verfügung stehende Hebel seines Kontos überschreitet Wenn ich nach der Lernphase das Risiko erhöhen möchte, dann werde ich auf einen Index Future umsteigen.


  1. Statistische Erfassung der durchgeführten Trades

Mark Douglas spricht in seinem Buch 'Trading in the Zone' immer wieder von dem Tradingvorteil, oder in neudeutsch 'winning edge', den eine Strategie haben muß.

Zu Erfassung des Vorteils benötigt man einen Satz von Parametern und eine Anzahl von Trades, mit der man die statistische Basis legen kann. Dies kann man entweder durch Backtesting oder durch Trades im Simulationsmodus erreichen. Ich habe beides getan und dies nicht nur für den hier beschriebenen Handelsansatz. Ich möchte aber a

uch erwähnen, dass diese Papertrades auch nicht nur annähernd die Realität in Bezug auf das tatsächliche Trading reflektieren. Auf dieses Thema werde ich später noch eingehen.


Jeder Trade wird wie folgt erfasst:

L/S=Long/Short; E-Pr, A-Pr=Einstiegs und Ausstiegspreis; MAE=Max Ticks in Gegenrichtung; MFE= max Ticks in Traderichtung; HD=Haltedauer; PV=persönliche Verfassung; EG=Einstiegsgüte.

Die Einstiegsgüte soll einen Hinweis auf die Qualität des Einstiegsignals geben (Optimal, Marginal, Risiko). Damit läßt sich dann eine Auswertung in diese 3 Kategorien machen.

Gleiches gilt für PV. Dieser Parameter soll eine Auswertung in Bezug auf die persönliche Verfassung bei Tradeeinstieg ergeben. Es gibt die 4 Kategorien relaxed, euphorisch, ängstlich und mutig.

Diese Statistik gibt es für die Trendtrades und gesondert für die Umkehrtrades.

Die Trades werden auf Tagesbasis, Wochenbasis und Monatsbasis zusammengefasst. Dabei kommen folgende Parameter zur Anwendung:

Winner=gewonnene Trades; Win Ticks=Ticks gewonnen; Loser=Verlorene Trades; Loss Ticks=Ticks verloren; RRR=gewonneneTicks/verlorene Ticks; Win Ratio=Gewinner/Verlierer Verhältnis; Avg. Trade=Durchschnittlicher Gewinn pro Trade; E=Erwartungswert.

Der Erwartungswert ist der entscheidende Parameter für mich, da er die Aussage liefert, ob mein Trading einen statistischen Vorteil besitzt. Er errechnet sich wie folgt:


E=(1+RRR)*WinRatio -1


Ein positiver Wert deutet auf einen Vorteil hin, je größer der Wert um so besser die Strategie. (Ein Wert von > 0.6 ist als gut zu betrachten)

Ich betone 'deutet auf einen Vorteil hin', denn es handelt sich hier um die Werte der Vergangenheit. Je größer die Anzahl der Trades auf denen dieser Wert beruht, um so größer ist die Chance, dass das System auch in Zukunft funktionieren wird. Jeder, der hervorragende Werte aufgrund von Backtests und Simtrading erhält, sollte in Betracht ziehen, dass diese Werte bei realem Trading ganz schnell ins Negative abgleiten können.

Der nächste wichtige Parameter ist der Netto Profit. Was bleibt übrig unter dem Strich ist eine Kenngröße, die eine Aussage darüber trifft, ob sich das ganze Unterfangen überhaupt lohnt. Dieser Wert ist nach Abzug aller Spesen, das versteht sich von selbst.

Der Average Trade gibt eine Aussage darüber, wie groß der Gewinn pro Trade ist. In obigem Beispiel wird in der Zusammenfassung der Wert von 1,37 gezeigt. d.h. ich verdiene pro Trade $1,37, was natürlich inakzeptabel ist.

Der Profitfaktor gibt ebenfalls eine Aussage über die Güte einer Strategie und sollte > 2 sein.


Bisher unerwähnt geblieben sind der Drawdown einer Strategie, die 'Dellen' in der Kapitalkurve.

Ich arbeite bewußt in einem sehr kleinen Zeitrahmen mit möglichst vielen Trades pro Tag. Damit kann ich mein Risiko pro Trade sehr klein halten, denn der Gewinn ist ja eine Multiplikation des Average Trade*Anzahl Trades. Durch die hohe Anzahl von Trades erhalte ich schnell statistisch signifikante Werte über die Profitabilität. Mache ich 20 Trades am Tag, dann habe ich 20 mal schneller eine Aussage über die Güte meines Systems, als jemand, der pro Tag nur 1 Trade macht. Um den gleichen Gewinn zu erwirtschaften, wie jemand der 1 Trade pro Tag macht, benötige ich nur 5% des Risikos, bei gleichem Erwartungswert. Und damit kann ich viel schneller auf Drawdowns reagieren, bzw. die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Drawdowns kommt, ist wesentlich geringer als in einem System mit kleiner Tradeanzahl bei gleicher Zeiteinheit.

Die Kehrseite dieser Strategie liegt natürlich in der Herausforderung eine Strategie zu haben, die in einem kleinen Zeitrahmen den gleichen Erwartungswert erbringt wie ein System, das in einem großen Zeitrahmen arbeitet. Jeder weiß, dass die Qualität eines Handelssignals auch von dem betrachteten Zeitrahmen abhängt und damit ganz wesentlich das Win/Loss Ratio beeinflusst.


Ähnlich verhält es sich mit einer weiteren Kenngröße: Dem Verhältnis von größtem Gewinn zu durchschnittlichen Gewinn. Für mich von keiner großen Bedeutung, weil ich viele Trades mit kleinem Risiko und damit fast ausschliesslich kleinen Gewinnen mache. Anders verhält es sich bei einer Strategie mit wenigen Trades, größerem Risiko und größeren Gewinnen. Da kann es durchaus passieren, dass 1 Trade den Gesamtprofit signifikant beeinflußt hat. Was bedeutet, daß man einen Glückstreffer gelandet hat, der über die wahre Qualität der Strategie hinwegtäuscht.


Mit den angesprochenen Parametern bin ich nun in der Lage meine Strategie zu beurteilen.

Wie diese Beurteilung aussieht, darauf gehe ich in einem späteren Kapitel ein.



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